Medizinische Universität Innsbruck
HUS - Hämolytisch Urämisches Syndrom
HUS - Hämolytisch Urämisches Syndrom
HUS - Hämolytisch Urämisches Syndrom HUS - Hämolytisch Urämisches Syndrom
.:: STAND DES WISSENS ZUM HUS ::.


 
Hämolytisch-Urämisches Syndrom (HUS)
 
Das Hämolytisch-Urämische Syndrom ist die häufigste Ursache für das akute Nierenversagen und die Nierenersatztherapie im Kindesalter. Bei den betroffenen Patienten zeichnet sich die Erkrankung initial durch die typische HUS Trias aus:
  • akute hämolytische Anämie
  • Thrombozytopenie
  • akutes Nierenversagen
Die häufigste Ursache eines HUS stellt die Lebensmittelvergiftung mit Shiga-Toxin (Synonym: Verotoxin) produzierenden Escherichia Coli-Stämmen dar (STEC; Synonym VTEC). Die Erkrankung beginnt meist mit Durchfall, zuerst wässrig, dann blutig und kann sich bis hin zu schweren extraintestinalen Manifestationen wie akuter Niereninsuffizienz, neurologischen Komplikationen und Herzversagen entwickeln. Bis zu 10% dieser schweren Manifestationen enden letal.

Rinder als meist asymptomatische STEC Träger stellen die Hauptinfektionsquelle dar. STEC siedeln sich im Gastrointestinaltrakt dieser Wiederkäuer an und werden über den Stuhl ausgeschieden und gestreut. Nicht durchgegartes Rindfleisch ist eine der Hauptinfektionsquellen. Mehrere dokumentierte Krankheitsausbrüche wurden auch durch verunreinigten Kopfsalat, Alfalfa Sprossen, unpasteurisierte Milch und sogar Apfelmost verursacht.

Neben dieser mit Abstand häufigsten Ursache des HUS (STEC Infektion) tritt das HUS auch im Rahmen anderer Infektionen (Z.B.: S. pneumoniae) und v.a. im Rahmen von angeborenen und erworbenen Komplementregulationsstörungen auf. Diese Gruppe von Erkrankungen wird unter den Begriff des atypischen HUS subsummiert.
 
Atypisches Hämolytisch-Urämisches Syndrom (aHUS)
 
5% aller HUS Fälle sind dem atypischen HUS zuzuordnen und zeigen meist einen rekurrierenden Verlauf. Patienten mit einem HUS ohne Anzeichen und Nachweis einer EHEC Infektion müssen auf das Vorliegen von genetisch determinierten und/oder durch Faktor H Antikörper hervorgerufene Komplementregulationsstörungen getestet werden. Es ist dabei von grosser Wichtigkeit im Rahmen der HUS Diagnostik jeweils auf dem neuesten Stand des sich rasch entwickelnden Wissens zu sein um dem Patienten eine adäquate Therapie anbieten zu können und so das Risiko eines bleibenden Nierenschadens zu minimieren. Auf die grosse Bedeutung einer möglichst raschen diagnostischen Aufarbeitung, mit entscheidendem Einfluss auf die Wahl der Therapie, sei an dieser Stelle hingewiesen.
Neue Therapie Optionen entwickeln sich derzeit parallel mit der rassanten Zunahme an wissenschaftlichem Verständnis dieses komplexen Krankheitsbildes und geben den meist schwer getroffenen und betroffenen Patienten neue Hoffnung.
    Als derzeit etablierte Risikofaktoren für die Manifestation eines aHUS gelten:
    • Mutationen in den Genen der Komplementregulatoren: FH, MCP (=CD46) und FI.
    • Aktivierende Mutationen der Gene der Komplementproteine FB und C3
    • Erworbene Faktor H Dysfunktion durch Faktor H Antikörper

Die zuletzt publizierten wissenschaftlichen Arbeiten zeigen immer deutlicher die inkomplette Penetranz der meisten beschriebenen Mutationen, welche in diesem Sinne nur als prädisponierende Faktoren für den Krankheitsausbruch gesehen werden sollten. Entscheidend für die Einordnung der mannigfaltig gefundenen Mutationen und genetischen Veränderungen ist daher das Wissen um ihre Rolle bei der Pathogenese der Erkrankung und ihre Penetranz innerhalb betroffener Familien. Derzeit mangelt es an Evidenz-basierten Therapieempfehlungen bei dieser sehr heterogenen und komplexen Erkrankung. Die aktuelle „first line“ Therapie setzt sich für diese Patienten aus Plasmapherese und/oder Plasmainfusionen zusammen.
Therapieversuche mit Eculizumab, einem monoklonalen Antikörper gegen das Komplementschlüsselprotein C5, zeigten bislang ermutigende Ergebnisse. Klinische Studien für diesen hoffnungsvollen neuen Therapieansatz sind derzeit am Laufen und deren Ergebnisse werden von behandelnden Ärzten und betroffenen Patienten mit Spannung erwartet.
 
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